Im letzten Monat ging es um alles, was mit SELBST zu tun hat:
Selbstwert
Selbstfürsorge
Selbstliebe
u.v.m.
& wenn wir über SELBSTbewusstsein reden, sollten wir auch über´s entschuldigen reden, oder?! Vielleicht siehst du es ähnlich, doch wahrhaft selbstbewusste Menschen stehen zu ihren Fehlern & wissen auch, wann sie wie um Entschuldigung bitten. Wie es gelingen kann, bei einer Entschuldigung vieles richtig zu machen, das möchte ich heute mit dir teilen.
Vor einiger Zeit las ich von den Kriterien einer perfekten Entschuldigung. Ich horchte auf: Perfekt? Interessant! Denn was gibt es rund um das Thema Kommunikation schon, was perfekt ist? Grund genug dem einmal nachzugehen.
Für mich gehört zu einer guten & gesunden Fehlerkultur in Unternehmen zum Beispiel, dass man zu seinen Fehlern steht & am besten das Team daraus lernt. Diese Haltung & das passende Mindset helfen aus Fehlern so zu lernen, dass sie im besten Fall nur einmal passieren - einem aus einem Team.
Doch viel zu häufig fühlt man sich beschämt, passiert einem einem ein Missgeschick oder unterläuft ein kapitaler Fehler. Es soll sich am liebsten der Boden unter einem auftun & die Zeitmaschine einen einen guten Zeitraum in die Zukunft transportieren.
Bloß nicht drüber reden!
Bloß nicht ins Detail gehen, was alles verkehrt gelaufen ist!
Doch gerade das ist es, was uns helfen könnte, unseren Fehler oder unser Fehlverhalten zu verstehen, zukünftig zu vermeiden & eine ehrliche & ernstgemeinte Entschuldigung zu formulieren.
Gehen wir Schritt für Schritt vor:
1) Bedauern ausdrücken
Habe ich beispielsweise den Drucker kaputt gemacht, hilft es nichts zu leugnen: er ist kaputt & das sollte nicht so bleiben. Vermutlich habe ich das nicht vorsätzlich geschafft, sondern vielleicht aus Unachtsamkeit, dann tut es mir in aller Regel leid. Diesem Gefühl kann ich Worte geben: "Das tut mir leid."
2) Erklären, was schief gelaufen ist
In diesem 2. Schritt kann ich (aus meiner Sicht) erklären, was passiert ist. Sachlich & am besten ohne Wertung "Ich hatte mir eben eine Tasse Tee geholt & sie nur kurz angestellt, um meinen Schuh neu zu binden. Da bin ich beim hochkommen gegen die Tasse gestoßen..." Nicht rühmlich, doch kann passieren, oder?!
3) Verantwortung übernehmen
"Es war mein Fehler, denn ich habe die Tasse dort hin gestellt als auch den Inhalt in den Drucker verschüttet." Zuzugeben & laut auszusprechen, dass ich die Verantwortung für den Fehler trage, fällt vielen sehr schwer. Warum? Meist ergeben sich für uns daraus negative Konsequenzen - soziale, monetäre &/oder andere. Doch ist dieser Satz & die verbundene Verantwortung, der Schlüssel um Teil der Lösung zu sein.
4) Reue zeigen
Reue ist ein recht altes Wort, doch umschreibt es unser Unwohlsein. Fassen wir das in unsere Worte, verdeutlichen wir, dass wir Anteil nehmen & haben am Missgeschick. Sätze wie "Ich schäme mich für meine Unachtsamkeit..." oder "...ich fühle mich grad so klein mit Hut." zeigen, wie zerknirscht wir sind & dass das für uns nicht an der Tagesordnung liegt, Dinge kaputt zu machen oder gar andere zu verletzen.
5) Wiedergutmachung anbieten
Eine Wiedergutmachung ist ein Versöhnungsangebot an den, der geschädigt ist. Es könnte in meinem Beispiel damit beginnen, dass ich (als Tee-Umschütter) aktiv den Schaden begrenze & nach meinen Möglichkeiten anbiete ihn wieder gut zu machen - sei es indem ich einen neuen Drucker anschaffe oder für die Kollegen den weiten Weg zum nächsten Drucker laufe so lange der andere kaputt ist oder....
Du darfst hier gerne kreativ sein, doch sei ehrlich & übervorteile dein Gegenüber nicht. Durch dein Angebot zeigst du unter anderem, was deine Entschuldigung wert ist - oder auch nicht.
6) Um Verzeihung bitten
Im Gegensatz zu vielen bin ich ein Freund davon, um Entschuldigung zu bitten. Also nicht "Entschuldige" fordernd zu sagen, sondern um das Streichen einer Schuld zu bitten "Bitte entschuldige mein Verhalten". Nicht ICH streiche meine Schuld beim anderen, nein, ich bitte darum, dass mit meine Schuld erlassen wird.
Ist da ein Unterschied?
Im Wortsinn geht es darum etwas zu tilgen, zu ent-schuld-igen. Also beispielsweise eine auf einer Tafel vermerkten Schuld zu tilgen. Das kann nur der tun, der auch Zugriff auf diese Tafel hat, auf der die Schuld notiert ist.
Es ist schon sehr lange her, dass wir mit solchen Tafeln gearbeitet haben, doch jeder, der einmal das Gefühl hatte "...du hast mir Unrecht getan..." wird dieses Gefühl ganz lange auf seiner inneren Tafel nachhalten. Dieses Gefühl, dass DU (der Andere)
Schuld an etwas hast &
dafür nicht (oder noch nicht) um Entschuldigung gebeten ha(s)t &
die Wiedergutmachung/Kompensation bis jetzt noch nicht ausreichen war
wird dir nachgetragen. Erst, wenn du den anderen ehrlich darum gebeten hast, dich von dieser Schuld zu befreien & deine Angebot der Wiedergutmachung anzunehmen, kann diese auch getilgt werden.
- Ich bitte dich um die Befreiung meiner Schuld -
Alltag & Ausnahmen
Im Alltag ist es meist nicht so dramatisch, das wir uns gegenseitig Kompensation anbieten, & normalerweise streben wir alle ein entspanntes Miteinander an. Hier kann eine Entschuldigung schnell & in beider Einvernehmen recht kurz & knackig gehen. Auch das so üblich gewordenen "´tschuldigung" kommt leicht über die Lippen & wird akzeptiert.
Herausfordernder wird es, geht es um verletzte Gefühle. Geht es darum, das unsere Werte verletzt wurden. Wenn beispielsweise durch Lügen, fremdgehen, übervorteilen, Betrug usw. unser Vertrauen enttäuscht, verraten oder sogar missbraucht wurde.
In diesen Fällen ist es besonders wichtig, dass wir als erstes MITEINANDER sprechen & nicht übereinander. Dass wir uns dabei zuhören & Verantwortung übernehmen, wenn wir mit unserem Verhalten jemanden tief verletzt haben.
Leider habe ich immer wieder auch Klienten im Coaching, die sehr Bedauern zu einem bestimmten Zeitpunkt den Schritt hin, zu einer umfänglichen Entschuldigung, nicht geschafft haben. Nach Jahren lastet noch immer die Last auf ihnen & wenn z.B durch den Tod des anderen diese Situation nicht mehr aufgelöst & um Entschuldigung gebeten werden kann. Oft ist es dann ein sehr schmerzhafter Prozess, den Weg alleine zu gehen, ohne die andere beteiligte Person. Doch auch dieser Weg ist in einem Coaching-Prozess möglich. Sprich mich gerne an, wenn du hier mehr zu wissen willst.
Mein Wunsch für heute wäre es, du nutzt dein Wissen über die perfekte Entschuldigung ab heute & kommst gar nicht erst in diese vertrackte Situation :)
Dann habe ich vielleicht zukünftig etwas weniger zu tun, doch das wäre es mir wert.
Wie leicht fällt es eigentlich Entschuldigungen anzunehmen?
Ich versuche es ja mit Mark Twain zu halten, denn das Leben ist kurz.
Dir einen wundervollen Tag
Christine
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